Peter Ilisch: Die Fritzlarer COLONIA-Prägung des 11. Jahrhunderts

Peter Ilisch: Die Fritzlarer COLONIA-Prägung des 11. Jahrhunderts (Beiträge zur Münzkunde in Hessen-Kassel 21) […], in: Numismatisches Nachrichtenblatt 54 (2005) 12, S. 526.

Rezension

Fritzlar war in ottonischer und salischer Zeit „für das Königtum der wichtigste Ort in Nordhessen“; allein die dortige Erhebung des Sachsenherzogs Heinrich zum König im Jahr 919 ist beredtes Zeugnis dafür, wie ein Blick in den entsprechenden Artikel im „Lexikon des Mittelalters“ (Band 4, Sp. 981f.) zeigt. Aufgrund der Nachprägung Kölner Pfennige nimmt man im ersten Drittel des 11. Jahrhunderts die Existenz eines Marktes in Fritzlar an, der im Umfeld des dortigen Klosters bzw. Stifts entstanden ist. Diese Nachprägungen, die auf der einen Seite (Oberstempel) das dreizeilige S(ancta) COLONIA A(grippina) und auf der anderen Seite (Unterstempel) ein Kreuz mit Kugeln in den Winkeln sowie den mehr oder weniger entstellten Stadtnamen in der Umschrift aufweisen, sind Gegenstand der vorliegenden Studie von Peter Ilisch. Auf der Grundlage des Fundes von Corcelles datiert er die frühesten Fritzlarer Prägungen (Unterstempel B), in deren Umschriften der Stadtname noch eindeutig zu erkennen ist, in die Zeit nach 1027 (S. 12f.). Von dieser Gruppe leitet Ilisch überzeugend zwei weitere Gruppen ab, deren Umschriften in zunehmend verballhornter Weise den Stadtnamen wiedergeben (S. 13f.). Außerdem geht er knapp auf weitere Fritzlarer Gepräge des 11. und 12. Jahrhunderts ein, unter denen die Koppelung eines Fritzlarer Kreuzseitenstempels mit einer Mainzer Vorderseite von besonderem Interesse ist, da sie den Übergang des Stifts und der weiteren königlichen Rechte in Fritzlar an das Erzstift Mainz auch numismatisch belegt (S. 14f.). Abschließend diskutiert der Verfasser weitere Imitationen des COLONIA-Typs, deren Entstehung er in Nordhessen oder Südostwestfalen vermutet. Im Anschluss an den Text finden sich ein Katalog‑ (S. 21-32) und ein Tafelteil (S. 33-66). Sämtliche bekannten Fritzlarer Imitationen des COLONIA-Typs sind darin verzeichnet und abgebildet. Den vielfach schlecht ausgeprägten und erhaltenen Münzen sind immer wieder Zeichnungen des Münzbildes beigegeben. Durch deren gelegentlich irreführenden Umbruch (so gehören die Zeichnungen auf S. 21 zur Stempelkoppelung B-a, Exemplar Nr. 1 auf der folgenden Seite; die entsprechende Münze ist nicht im Tafelteil, sondern auf S. 12 abgebildet) hat die Druckerei diesen wichtigen Hilfen allerdings etwas die Wirkung genommen. Bei der Benutzung des Kataloges sollte man beachten, daß an zwei Stellen die alphabetische Reihenfolge der Oberstempel durcheinander geraten ist (S. 22f. e vor d, c nach r und S. 26f. n vor i). Bei den Bezeichnungen der Abbildungen bedeutet B‑a2 Unterstempel B, Oberstempel a, Exemplar Nr. 2, während C‑c2‑4 für Unterstempel C, Oberstempel c2, Exemplar Nr. 4 steht.

Dem Rezensenten sind u.a. zwei kleine Druckfehler aufgefallen, die auf den ersten Blick etwas irritieren können. In der Bildunterschrift auf S. 16 („D8og“) handelt es sich um ein verdrucktes „Dbg.“ (Dannenberg). In Fußnote 24 muss es richtig „Suomen Muinaismuistoyhdistyksen Aikakauskirja“ heißen.

Mit seinem neuen Werk bringt Peter Ilisch weiteres Licht in das Dickicht der überaus schwierigen Materie der Nachprägungen des COLONIA-Typs. Darüber hinaus legt er mit dem Buch das Material vor, auf dem die Annahme der Existenz eines Marktes im Fritzlar des frühen 11. Jahrhunderts gründet. Anhand der 14 Unterstempel, die der Verfasser für diese Münztypen nachgewiesen hat, wird deutlich, daß zu jener Zeit die Münzprägung – und damit wohl auch der Marktbetrieb – in Fritzlar von einiger Bedeutung gewesen sein müssen. Man wird dankbar zu dem Band greifen, der in gediegener Ausstattung in Fadenheftung und mit Lesebändchen einen auch äußerlich erfreulichen Eindruck hinterläßt.

Hendrik Mäkeler