Borys Paszkiewicz: Brakteaty – pieniądz średniowiecznych Prus

Borys Paszkiewicz: Brakteaty – pieniądz średniowiecznych Prus (Złota Seria Uniwersytetu Wrocławskiego, 3) […], in: Geldgeschichtliche Nachrichten 46 (2011) 254, p. 111.

Rezension

Mit dem vorliegenden Band legt Borys Paszkiewicz, Professor am archäologischen Institut der Universität Breslau, eine grundlegende Neuordnung der preußischen Brakteaten vor. Die für einen deutschsprachigen Leser wichtigste Eigenschaft des umfangreichen Buches sei gleich vorweg hervorgehoben: Es verfügt eine ausführliche deutsche Zusammenfassung, die relativ kleinschrittig die darin enthaltenen Überlegungen zugänglich macht (S. 447-469). Die Legenden der Karten und Textabbildungen sind allerdings nicht übersetzt (Karte 1 zeigt die Entstehung des Deutschordensgebietes in sechs Schritten bis 1410; Karte 2 zeichnet den Zerfall des Deutschordensgebietes zwischen 1411 und 1425 nach; Karte 3 sind die Fundorte der preußischen Brakteaten des 13. Jahrhunderts zu entnehmen, wobei Ringel einen geringen Fundanteil, Punkte den Hauptanteil und kleine Symbole Einzelfunde markieren; Karte 4 zeigt die entsprechenden Funde des 14. Jahrhundert und verwendet die gleichen Symbole wie Karte 3; Karte 5 stellt ebenfalls mit der gleichen Symbolik die Funde zwischen um 1364 und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zusammen). Auch die hochwertigen Tafeln werden nicht zweisprachig beschriftet, doch lassen sich die Übersetzungen der Typenbeschreibungen ohne Weiteres der Zusammenfassung (ab S. 450) entnehmen. Zu beachten ist dabei lediglich, daß die Tafeln zunächst sämtliche Ordensprägungen mit ihren jeweiligen Nachprägungen zeigen (Tafel 1-10) und dann erst die entsprechenden bischöflichen (Tafel 11, B1-B6) und städtischen (Tafel 11, C1-C3) Münzen sowie die fälschlich Preußen zugeschriebenen Gepräge (Tafel 11, E1-Tafel 13) bringen. Im Textteil werden sämtliche Münzen dagegen in drei großen Etappen behandelt: Das erste Kapitel unterzieht das Münzwesen des 13. Jahrhunderts einer eingehenden Untersuchung; das zweite Kapitel behandelt den Zeitraum von um 1300 bis etwa 1364; das dritte Kapitel reicht von um 1364 bis 1526. Diese Unterteilung spiegelt die zentrale These des Buches wieder: Genau wie in der Kulmer Handfeste von 1233 festgelegt, habe es im gesamten Ordensgebiet eine einheitliche Münze gegeben, die alle zehn Jahre erneuert wurde. Die unterschiedlichen Symbole auf den Münzen markieren demgemäß nicht deren verschiedene Prägeorte, sondern sie verweisen auf die jeweiligen Prägezeiträume. Paszkiewicz stellt selbst fest, daß die inhomogenen Funde dieser These zu widersprechen scheinen. Er erklärt dies damit, daß die Funde den privaten Geldbesitz zeigten, während der Währungszwang auf Steuer- und Rentenzahlungen begrenzt gewesen sei. Mithin wäre dem Deutschen Orden die Durchsetzung eines seiner wesentlichen Herrschaftsrechte nur in recht begrenztem Maße möglich gewesen, was man letztlich als Indikator genereller Herrschaftsschwäche zu deuten hätte. Allein schon aufgrund ihrer weitreichenden Folgerungen dürfte die zugrundeliegende Annahme daher noch weitere wissenschaftliche Diskussionen veranlassen, obgleich der Verfasser verschiedene schriftliche Nachrichten zu deren Unterstützung heranzieht und auf diese Weise eine überzeugende Analyse vorlegen kann. Neben der Neuordnung des Münzmaterials geht darin eine neue Darstellung des preußischen Geldwesens im behandelten Zeitraum ein, der sich auch kulturhistorisch interessante Beobachtungen entnehmen lassen. So interpretiert Paszkiewicz die Ordenspfennige, die gelegentlich in westdeutschen und flandrischen (Kirchen‑)Funden auftreten, als Devotionalien, die westeuropäische Adlige von den Preußenreisen mitführten. Mithin bietet das neue Werk zur preußischen Münzgeschichte nicht nur eine Neuordnung des Münzmaterials, sondern auch zahlreiche weitere interessante Informationen. Wer sich mit dem preußischen Münzwesen des Mittelalters beschäftigt, sollte es seiner Bibliothek daher neben der Dissertation von Oliver Volckart einreihen, deren Erkenntnisse dadurch nicht unwesentlich ergänzt werden.

Hendrik Mäkeler unter Mitwirkung von Ewa Grzechnik