Wolfgang Trapp / Torsten Fried, Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland

Wolfgang Trapp / Torsten Fried, Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland […], dans: Bankhistorisches Archiv 32 (2006), pp. 147sq.

 

Critique

Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um die Neuauflage eines Reclam-Bändchens, das 1999 in erster Auflage von Wolfgang Trapp (1918-2003) unter dem Titel „Kleines Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland“ herausgebracht worden ist (siehe dazu die Rezension von Konrad Schneider im Bankhistorischen Archiv 27 [2001], S. 85). Dem veränderten Titel zum Trotz sind allerdings bei der Neuauflage sowohl das Format als auch der Seitenumfang unverändert geblieben. Daher konnten dem neu hinzugetretenen Mitautor vom Verlag offenbar lediglich Veränderungen zugestanden werden, die keine Änderungen an den Seitenumbrüchen des Bandes zur Folge hatten, so daß sich die Neuauflage bei einem oberflächlichen Blick in das Inhaltsverzeichnis nicht von ihrem Vorgänger unterscheidet.

Unter diesen Voraussetzungen ist die aktualisierte Auflage des Buches zu beurteilen. Das Unterkapitel „Von der Mark zum Euro“ (S. 277f.) ist etwa lediglich durch Tempusänderungen und die Streichung eines Satzes aktualisiert worden. Die in der Rezension von Schneider bemängelten fehlerhaften Angaben zu den nach 1871 in Deutschland tätigen Münzstätten (S. 30 Tab. 4) sind entsprechend berichtigt. Als „Schematische Darstellung des Gepräges einer modernen Münze“ (S. 31 Abb. 2) findet man nun eine gute technische Zeichnung eine 2-Euro-Stücks. Auch die übrigen Abbildungen sind einer graphischen Überarbeitung unterzogen worden. Besonders zugute gekommen ist die Aktualisierung dem Literaturverzeichnis (S. 290-301), das durch die Streichung der Nachweise der in den jeweiligen Kapiteln verwendeten Literatur etwas größeren Umfang einnehmen kann. Hier sind wichtige Werke ergänzt worden, doch fehlt auch einiges Grundlegende und Hilfreiche. Zu nennen wären in diesem Zusammenhang etwa die ausgewählten Schriften zur Numismatik von Peter Berghaus (Denar – Sterling – Goldgulden, hrsg. von Gert Hatz, Peter Ilisch und Bernd Kluge, Osnabrück 1999) und Hermann Dannenbergs „Studien zur Münzkunde des Mittelalters (1848-1905)“ (hrsg. von Bernd Kluge, Leipzig 1984). Auch die weiteren Bände des Handbuchs der historischen Metrologie von Harald Witthöft sind nicht ergänzt worden. Im Gegenzug hätte man nach Ansicht des Rezensenten die eine oder andere Informationsbroschüre zur Einführung des Euros entfallen lassen können.

Allerdings ist es bedauerlich, daß die neue Auflage vom Verlag nicht zu einer stärkeren Überarbeitung des Buches genutzt worden ist. So fehlen nach wie vor Abbildungen zu den zahlreichen Münzsorten, die im Text genannt sind. Darüber hinaus sind nicht zuletzt in den Abschnitten, die das Mittelalter betreffen, verschiedene weitere Ungenauigkeiten und Fehler stehen geblieben. So finden sich etwa falsche Fachbegriffe (S. 64: „Periode des überregionalen Pfennigs“ statt richtig „Periode des Fernhandelsdenars“) und eine noch im 19. Jahrhundert verhaftete Terminologie (S. 205 „städtische Beamtenschaft“ statt besser „städtische Funktionsträger“), die unverändert übernommen wurden. Auch inhaltlich problematische Aussagen begegnen dem Leser (S. 65: „Seit Heinrich IV. (1056-1106) war das Pfund zu 240 Pfennig nur mehr Rechnungseinheit […]“ – das Pfund zu 240 Pfennig war seit seiner Einführung unter Karl dem Großen ausschließlich Recheneinheit!), während die Ergebnisse der neueren Forschung an einigen Stellen keine Berücksichtigung gefunden haben (so S. 66, wo für das 10. und 11. Jahrhundert entgegen den Untersuchungen von Wolfgang Hess nach wie vor der „inländische Geldverkehr“ als unbedeutend charakterisiert wird, und S. 67, wo die Prägung der Münzen „al marco“ mit „unzureichenden Waagen“ erklärt ist, obgleich Heiko Steuer deren hohe Präzision ausführlich belegt hat). Auf diese Weise gewinnt man bei der Lektüre des Bandes den Eindruck, als fände numismatische Forschung losgelöst von der Arbeit der Geschichtswissenschaft und der Archäologie statt, was keineswegs der Fall ist.

Insgesamt bleibt daher ein zwiespältiger Eindruck des Buches zurück: Einerseits dürfte ihm aufgrund seines geringen Preises eine weite Verbreitung beschieden sein, was für die Numismatik wichtig und daher sehr erfreulich ist. Andererseits aber vermittelt der Band leider kein aktuelles Bild dieser Disziplin und ist für eine wissenschaftliche Verwendung weniger geeignet.

Hendrik Mäkeler, Kiel