Helmut Rizzolli, Münzgeschichte des alttirolischen Raumes im Mittelalter und Corpus Nummorum Tirolensium Mediaevalium, Bd. 2: Die Meraner Münzstätte unter den Habsburgern bis 1477 und die Görzische Prägestätte Lienz-Toblach

Helmut Rizzolli, Münzgeschichte des alttirolischen Raumes im Mittelalter und Corpus Nummorum Tirolensium Mediaevalium, Bd. 2: Die Meraner Münzstätte unter den Habsburgern bis 1477 und die Görzische Prägestätte Lienz-Toblach […], in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 65 (2009) 2, S. 725.

Rezension

R. legte im Jahr 1991 einen ersten Band vor, der teilweise zugleich seine Innsbrucker Diss. darstellte. Darin ist der Zeitraum vom 12. Jh. bis zum Jahr 1363 behandelt, während der nun vorliegende zweite Teil des Werkes die daran anschließende Herrschaftszeit der Habsburger bis zur Verlegung der Meraner Münzstätte nach Hall in Tirol im Jahr 1477 dokumentiert. Bei dem gewichtigen und gut ausgestatteten Buch handelt es sich um die bereits im Jahr 2000 eingereichte Habilitationsschrift des Vf., die einen umfangreichen darstellenden Teil (S. 15-255) sowie einen Münzkatalog (S. 454-592) umfaßt und durch Exkurse und Korrekturen zum ersten Band (S. 593-654) ergänzt wird. In den Untersuchungszeitraum fallen verschiedene wesentliche Entwicklungsschritte des Tiroler Münzwesens, so etwa die Einführung der Goldprägung nach 1366, von der die Lienzer Wappenflorene Meinhards VII. von Görz zeugen. Besonders interessant sind darüber hinaus der archäologische Nachweis einer Münzfälscher-Werkstatt auf Castel Corno und die detaillierte Darstellung der Münzreformen Herzog Sigismunds, in deren Verlauf wohl auch dessen eigene Ansichten zum Münzwesen erkennbar werden. Bemerkenswert erscheinen darüber hinaus die von R. dokumentierten Hinweise darauf, daß Nikolaus von Kues in seinen Bestrebungen zur Rückgewinnung Brixner Rechte auch das alte bischöfliche Münz- bzw. Währungsrecht zu reaktivieren suchte. Auf der Grundlage einer eingehenden Auswertung der Münzen, der Funde und der Schriftquellen entsteht so eine ungemein dichte Darstellung, die auch die Funktion von Münze und Geld in der allgemeineren Kulturgeschichte gut erkennen läßt. Die relevanten Schriftquellen und Münzfunde sind zu diesem Zweck in zwei Anhängen zusammengestellt (S. 257-453), wobei hervorzuheben ist, daß R. fast 180 Quellentexte ediert. Dagegen läßt sich nicht recht nachvollziehen, daß große Teile dieser Texte nach alten, zuvor unpublizierten Abschriften von Karl Moeser wiedergegeben werden – bei allem Respekt vor der von R. zur Begründung ins Feld geführten „Würdigung von Moesers Leistung“ (S. 257) wäre im Rahmen einer Habilitationsschrift hier eine Neubearbeitung anhand der Originale angemessen gewesen. – Nachdem eine umfassende Dokumentation des Münzwesens im alttirolischen Raum über 100 Jahre lang als Desiderat empfunden wurde, ist dieser weiße Fleck auf der Landkarte der Mittelalternumismatik dank des Werkes von R. nun zu einem vielschichtigen und farbigen Bild geworden, das die zentrale wirtschaftliche Bedeutung Tirols und dessen vermittelnde Position zwischen Nord und Süd auch im Geldwesen eindringlich erkennbar macht.